Kommentare zu 20
Werken der Ausstellung
von Gagik Kurginian
Abbildung Plakat: Parabellum, 2007, Wladimir Anselm, Kohle und Kohlenstaub, 52 x 30 x 8 cm
Kommentare zu Verrat und Gewalt
Eröffnung: 03. Juni 2022
Ausstellungsdauer: 04. Juni bis 24. Juli 2022
Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung:
Wladimir Anselm, Cristina Artola, Jan Bejšovec, Hans Joachim Billib, Ed Dickman, Gisa Hausmann, Julia Katan, Marina Koldobskaja, Gagik Kurginian, Anton Laiko, Philipp Mager, Rolf Münzner, Josep Renau Daniel Sambo-Richter, Igor Zaidel und andere
Die vorige Ausstellung in der Galerie Wolf & Galentz wurde einen Tag nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine eröffnet. Betrübt und deprimiert haben wir damals unseren Gästen bei der Eröffnung eine Grußbotschaft unserer Sankt Petersburger Künstlerin Marina Koldobskaja verlesen, die ihre Erschütterung über diesen fürchterlichen Krieg zum Ausdruck brachte.
Uns alle beschäftigt der Krieg in der Ukraine täglich, was dies für die Menschen in der Ukraine bedeutet, ist für uns unvorstellbar. Wir wollen in der kommenden Ausstellung keine Stellungnahme zum Krieg liefern, aber Positionen von Künstlerinnen und Künstlern präsentieren, die sich in der Vergangenheit mit existenziellen Themen des zivilisierten Daseins beschäftigt haben.
Gezeigt werden sowohl Kunstwerke aus unserer Sammlung als auch Werke von eingeladenen zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern. Unter anderem Pax Americana von Josep Renau von 1962; Folter, eine Schablithografie Rolf Münzners von 1978; von Gisa Hausmann Radierungen aus der Serie Verbrannte Dichter und eine monumentale Zeichnung zum Atomkrieg aus den 1980er-Jahren, die Serie Der Dreißigjährige Krieg von Archi Galentz von 1998, eine 2003 entstandene Interpretation des biblischen Themas Brudermord von Hans-Joachim Billib, ein Objekt aus der Serie War Again von Anton Laiko von 2013 und weitere Werke, die das Thema Gewalt behandeln. Wir präsentieren auch Kunstwerke unserer Kolleginnen und Kollegen aus der Ukraine. Zwei Zeichnungen der jungen Künstlerin Julia Katan aus Odessa, mit angsteinflößenden surrealen Fabelwesen, sind im Kabinett der Galerie zu finden.
Das einzig aktuelle Werk der Ausstellung wird Marina Koldobskaja in einer Performance am Eröffnungsabend in der Galerie realisieren. Sie ist in der Ukraine aufgewachsen und ist künstlerisch stark von ukrainischer Volkskunst beeinflusst. Seit Kriegsbeginn lebt sie außerhalb Russlands.
Eine zusätzliche Ebene in der Ausstellung bilden die schriftlichen Kommentare des ukrainischen Malers Gagik Kurginian zu den gezeigten Werken.
Gagik Kurginian hat mit seiner Familie zusammen seinen Wohnort im malerischen Uschgorod verlassen und lebt nun seit zwei Monaten in Berlin, das er von früheren Besuchen und Ausstellungsprojekten her kennt. Sein Haus, Atelier und die Bibliothek musste er in Ukraine zurücklassen, sein Sohn, der der dortigen Landesverteidigung verpflichtet ist, konnte ihn nicht begleiten.
Ein früheres Gemälde von Gagik Kurginian ist Teil der Ausstellung, ein Bild, das den Maler als einen Kenner und gleichzeitigen Dekonstruierer der klassischen Bildsprache vorstellt. Im Verlauf der letzten Monate, als Kurginian anfing, sich ins neue Berliner Leben einzufinden, haben wir mit ihm viele Gespräche über Malerei, Ausstellungsbetrieb und Kunst in seiner Heimat und im Allgemeinen geführt.