Out of Place – Zeitgenössische Kunst aus Irland, Plakat

Abb.: Filmstill (Ausschnitt) RHYTHM IN RESILIENCE (2024)
Film von Grace Sexton (Dublin, Irland)


Zeitgenössische Kunst aus Irland 2

Out of Place

Camilla Fanning , Oona Hyland , Grace Sexton

Vernissage: Freitag, 5. Juli 2024 um 19 Uhr

Ausstellungsdauer: 5.–28. Juli 2024

Der Titel der Ausstellung spielt mit den verschiedenen Bedeutungen der englischen Wendung „out of place“, was man wörtlich verstehen kann als Bezeichnung für etwas, das nicht an seinem angestammten Ort ist, auch mit einer Konnotation von verloren, desorientiert, und in übertragener Bedeutung heißt es, das etwas unpassend ist, im Deutschen ebenfalls mit einer Ortsmetapher benannt: deplatziert.

Die drei irischen Künstlerinnen Camilla Fanning, Oona Hyland und Grace Sexton beschäftigen sich in der Ausstellung mit unterschiedlichen Aspekten von Vertreibung und Verdrängung von Menschen und Naturphänomenen, Dingen, die nicht an dem Ort sind, an dem wir sie zu finden erwarten. Die Künstlerinnen rücken dadurch die Peripherie ins Zentrum, machen Übersehenes und Verdrängtes sichtbar.

Camilla Fanning zeigt eine komplexe Installation aus einer Sound-Arbeit, Buchobjekten und Druckgrafik im hinteren Raum der Galerie. Geräusche aus der Wildnis von Inis Oirr, einer Insel am westlichsten Rand Europas, sind zu einer Landschaft angeordneten Künstlerbüchern und Papierarbeiten gegenübergestellt. In diesen druckgfrafischen Arbeiten erinnern Texturen an natürliche Strukturen und andererseits rufen kartografische Elemente – Zahlen, Buchstaben – Assoziationen an wissenschaftliche Erfassung, das menschliche Streben nach Ordnung, Vermessung, Bändigung der Natur hervor. In dieser Kontrastierung des Wilden mit naturwissenschaftlicher Abstraktion fragt die Arbeit nach unserem Verhältnis zur Erde, zur Umwelt und zu dem, was gewöhnlich unserer Wahrnehmung entgeht an den Rändern der Zivilisation.

In Oona Hylands Serie Fragments from the Floating World im großen Raum der Galerie geht es um Verfall, um Zeit und um das Verborgene. Die Arbeit ist gleichzeitig sehr konkret und sehr abstrakt und besteht aus großen, von der Decke hängenden Mokuhanga-Holzschnitten auf transluzentem Papier, mit metallhaltiger Tinte und teilweise beidseitig bedruckt, sodass Licht reflektiert wird und teils beide Seiten der Blätter gleichzeitig zu sehen sind. Als Druckstock dienten der Künstlerin ganz konkret und unmittelbar die Innenseiten von Baumrindenfragmenten; in den Drucken sind Spuren von Insektenfraß zu sehen. Mit dem Titel spielt Hyland auf die Edo-Zeit in Japan an, in der Ukiyo die fließende Welt bezeichnete, die vergängliche Halbwelt aus Theater und Kunst des entstehenden Bürgertums. Sie bezieht das japanische Ukiyo auf unsere heutige Zeit, die unsicher ist, vergänglich, eine Illusion, wo wir uns dem Eskapismus hingeben, während der Rest der Welt in Gewalt und Extremen zu versinken scheint.

Im Flur der Galerie ist Grace Sextons Film Rhythm in Resilience (2024) über den zwölfjährigen Saxofonisten Yegor zu sehen, der mit seinen Eltern aus der Ukraine nach Irland geflohen ist. Die Künstlerin und Filmemacherin ist ihm in Dublin auf der Straße begegnet, wo er fantastisch Saxofon spielte, als jüngster Straßenmusiker Irlands. Im Film spielt Yegor mit den irischen Musikern Rónán Ó Snodaigh (Bodhran) und Sean Furey (Saxofon) zusammen. Der Film erzählt davon, wie der junge Flüchtling Yegor Hoffnung und Widerstandskraft in der Musik findet.


Das Ausstellungsprojekt wird unterstützt von