Jovan Balov
Werke aus verschiedenen Schaffensperioden
Wir laden Sie herzlich ein zur Vernissage am Freitag, 10. November 2023 um 19 Uhr.
Einführung Rolf Külz-Mackenzie
Ausstellungsdauer: 12.11.–3.12.2023
VORTRAG
Die Arbeitsweise des Künstlers Jovan Balov
am Montag 20. November 2023 um 19 Uhr
Die Ausstellung bei Wolf & Galentz ist dem bildenden Künstler Jovan Balov (1961–2022) gewidmet, unserem lieben Freund, der vor einem Jahr leider viel zu früh gestorben ist.
Jovan Balov war ein Universaltalent, er war umfassend künstlerisch und kunsthistorisch gebildet. Er war ein hervorragender Gesprächspartner in fünf Sprachen (Mazedonisch, Serbo-Kroatisch, Deutsch, Englisch, Holländisch) und er war ein ganz fantastischer Netzwerker: er lernte leicht Menschen kennen, brachte sie zusammen, wirkte integrativ und sozial. Er war ein Mittelpunkt in seinem Lebensumfeld, ein sehr beliebter Mensch, klug und freundlich.
Skopje – Berlin
Als Wanderer zwischen den Welten, zwischen Ost und West, Skopje und Berlin, aufgewachsen auf dem Balkan, an diesem Knotenpunkt verschiedenster kultureller Einflüsse und Traditionslinien, hat er sich Zeit seines Lebens für Politik und Herrschaftsgeschichte interessiert. Als Themenschwerpunkt zentral in seinem Werk war die Auseinandersetzung mit Nationalstaaten, nationaler Identität und deren Verflechtungen mit Mythen und Legenden.
Jovan Balov hat im Laufe seines Lebens in ein beeindruckendes Œuvre erschaffen, aus dem wir in der Ausstellung einen Querschnitt präsentieren:
- frühe abstrakte Malerei mit geometrischen Formelementen aus den 1990er-Jahren, die er selbst auch als Kontrapunkt zum Jugoslawienkrieg auffasste;
- Fotografien aus Wohnstätten von Roma, mit denen Jovan Balov jeweils mehrere Monate gelebt hat, in der Nähe der Städte Skopje und Rom vom Anfang der 2000er-Jahre;
- sein monumentales Triptychon „Dem deutschen Volke. Cyan – Magenta – Gelb“ (2006) eine Mixed-Media-Arbeit aus bedruckter Fahnenseide und Schwarz-Weiß-Malerei auf Leinwand, das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung des Künstlers mit der politischen Geschichte der letzten 200 Jahre seiner neuen Wahlheimat Berlin;
- mehrere seiner hervorragenden suprarealistischen großformatigen Porträts in Acryl auf Leinwand (2007–2021), Ergebnisse vieler Gespräche mit den Modellen, Sitzungen mit Skizzen, Fotografien, die das Wesen der Porträtierten lebendig werden lassen, sowie
- Videoarbeiten aus allen Schaffensperioden, teilweise mit Bezug zu den in der Ausstellung gezeigten Werken.
Vita
Jovan Balov wurde 1961 in Skopje, damals Sozialistische Republik Mazedonien als Teil der Föderativen Republik Jugoslawien, geboren und aufgewachsen. Er studierte zunächst Archäologie und Kunstgeschichte, dann bildende Kunst in Skopje, später an der Hochschule der Künste Berlin. Von 1990 bis 1995 lebte er in Amsterdam, wo er ein sehr kunstvolles Marionettentheater betrieb. Seit 1995 bis zu seinem Tod lebte er als freischaffender bildender Künstler und Kurator in Berlin. 2004 gründete er den Kunstraum Prima Center Berlin, Mitglied des Projektraumverbandes Kolonie Wedding e. V., in dem er im Laufe der Jahre rund 250 Ausstellungen organisiert und oft selbst kuratiert hat, darunter immer wieder solche mit Künstlerinnen und Künstlern aus allen Balkanländern. Er initiierte und kuratierte etliche Ausstauschausstellungen mit Berliner Künstler:innen in Ländern des Balkan und umgekehrt. Für die grenzüberschreitende Förderung der Kultur des Balkans wurde er 2007 in Athen mit dem Kulturpreis Rigas Charta gewürdigt; 2014 wurde er von der Republik Mazedonien zur „Europäischen Persönlichkeit des Jahres“ und 2015 von der Europäischen Bewegung der Republik Mazedonien zum „Kulturbotschafter“ ernannt. Für seine Malerei erhielt er den ersten Preis „European Capital of Culture“ der Galerie Du Colombier in Paris.
Nach langer schwerer Krankheit verstarb er im Oktober 2022 in Berlin wo er auch beerdigt ist.
Abbildung: Dem Deutschen Volke, Cyan – Magenta – Gelb, 2006
obere Teile: Malerei Acryl auf Leinwand, je 200 x 160 cm
untere Teile: Digitaldruck auf Fahnenseide, je 100 x 160 cm