Carlos Silva

Carlos Silva

Thinking of Delia # 4, 2019.
Tusche und Acryl auf Leinwand
180 cm x 180 cm.

Preis auf Anfrage

Carlos Silva

Carlos Silva’s abstrakte Werke sind stark durch geometrische Räume beeinflusst. Manchmal treten seine Installationen in Interaktion mit ihrer unmittelbaren räumlichen Umgebung. Während die Geometrie und klassische Regeln der Bildkomposition als ein Rahmen dienen, ist der eigentliche Duktus dem Zusammenspiel von Zufall und der Kontrolle des Pinsels überlassen, ähnlich wie in der Kalligrafie. Darüber hinaus spielen Farbe und Plastizität und die subtilen Nuancen, die sich daraus ergeben, eine zentrale Rolle in der Wirkungskraft jedes einzelnen Werkes. Carlos arbeitet hauptsächlich mit Tusche und Acryl auf Papier.

Carlos Silva


Serielle Experimente

Einen Dialog zwischen Bild und Betrachter:in in einem multisensorischen Raum zu erzeugen, ist der Ausgangspunkt meiner Kunst. Durch mein Studium und die Praxis als Architekt in Bogota/Kolumbien und die spätere Hinwendung zur Malerei entwickelte ich die Vorstellung eines Bildes in einem abstrakten wie auch konkreten Raum, das bestimmt wird durch Anordnungen von Gegenständen, die gleichzeitig Freunde wie Rivalen sind. Der Stadtraum Berlin, den ich seit 1999 bewohne, lässt mich Überlagerungen von Flächen und Linien beobachten, das chaotische und trotzdem geordnete Nebeneinander und Ineinander von Natur, Mensch, Straßenverkehr und Architektur. Das Finden und Auflösen von Körpern, das organische und ziellose Wachsen und Versinken, das Anonyme und Individuelle wird in die Dynamik des Farbauftrags mit Pinsel und Spachtel, die Modulation der Farbe und Farbschichtungen, die Individualisierung der Form im Gefüge meiner Anordnungen transformiert, in einem fortlaufenden seriellen Experiment.

Die Semantik meiner Bildelemente lässt die Stofflichkeit meiner Mittel – Farbe, Malgrund und meine Werkzeuge – zu Akteuren einer sensuellen Ausdruckswelt werden. Das Kunstwerk hat Vorrang vor der Theorie. Seine Sinnlichkeit hat Vorrang vor dem Inhalt. Meine Malerei ist an das menschliche Körperauge gerichtet, an eine gegenstandslose, aber geordnete Empfindung aus Farbe und Form. Diese Ordnung aufbauen und gleichzeitig unterbrechen, Lenkung und Zufall des Werkzeugs zulassen, Farbbereiche schichten, überlagern und durchscheinen lassen: Das eröffnet eine diskursive, visuelle Poesie, die sich in Raum und Zeit unendlich entfaltet. Hier werden ein schwebendes Nach-vorne-Treten und In-die-Tiefe-Sinken erzeugt, ein „Ort, wo sich unser Gehirn und das Weltall begegnen“, wie Paul Klee schreibt.

Ulrike Pennewitz